Der Amillennialismus

Ab dem 4. Jahrhundert wurde der christliche Glaube und die Kirche im römischen Reich offiziell anerkannt. Am 28. Februar 380 n. Chr. erklärte Theodosius den christlichen Glauben zur Staatsreligion. Es entstand eine christliche Staatskirche. Die Kirchenväter sahen nun die Verheißung von Offenbarung 20 in Erfüllung gehen, da der Teufel das Reich Gottes nicht mehr hindern konnte und die Kirche selbst die damalige Welt prägte. Im Konzil von Ephesus (431 n.Chr.) wurde der Glaube an ein zukünftiges Reich als Irrlehre verurteilt (vgl. kath. Katechismus Paragraph 676).

Der Glaube, dass Jesus selbst auf diese Welt kommt und ein christliches Reich aufrichtet, war überholt. Somit entstand der Amillennialismus (oder Amillenarismus), der die Existenz eines irdischen, 1000-jährigen Reiches verneinte. Nach dieser Lehre wird Jesus bei seiner Wiederkunft Gericht halten. Die Menschen gehen dann entweder in die ewige Herrlichkeit oder aber in die ewige Verdammnis ein. Die Entrückung, die Wiederkunft und das Gericht wurden als ein einziges Ereignis verstanden.

Es ist schon erstaunlich, dass die Kirche über 1000 Jahre die ganze damalige Welt prägte. Das Traurige dabei ist aber, dass sich die Kirche dabei immer mehr von ihren Wurzeln entfernte und IHR Verständnis vom Reich Gottes sogar mit Gewalt durchsetzte. So kam es 1517 zur Reformation.

Durch die Reformation 1517 wurde die Bibel auch der breiten Masse in ihrer Sprache zugänglich. So glaubten einzelne Christen wieder vermehrt an ein 1000-jähriges Reich auf Erden. Dabei verstand man sich selbst als das neue Israel. Die Bibel legte man erneut wörtlich aus und hielt die Prophezeiungen nicht nur für bildhafte und symbolische Reden.

In Münster gab sich um 1534 Jan Beuckelsson als König von Zion aus. Er führte einen sehr unmoralischen Lebenswandel und änderte die Zeiten der Feiertage. Durch dieses Ereignis mitgeprägt, hielten die Reformatoren am Amillennialismus fest. Sie waren auch auf die Unterstützung des Staates angewiesen. Calvin bezeichnete die Anhänger des irdischen 1000-jährigen Reich sogar als unwissend und niederträchtig. Im 17. Jahrhundert kam die Lehre vom Prämillennialismus wieder auf. Vertreten wurde diese Vorstellung vor allem von stark bibelorientierten Christen, u.a. von J. A. Bengel. In dieser Bewegung meinte man den Ort und die Zeit der Wiederkunft Christi zu wissen, was sich später als Irrtum herausstellte.